ANDY – ein Versuch in Depron


Angeregt durch einen Bauplan mit Bericht von Georg Friedrich im ‚Modell Aviator’ (04/08) wollte ich auch mal einen Flieger in Depron bauen. Hier ein kurzer Erfahrungsbericht.

Der vorgestellte Hochdecker ‚ANDY’ hat eine Spannweite von 92 cm, Motor Potensky 80 mit nur 34 g Gewicht und wiegt mit einem 3s-LiPo 1000 mAh 500 g. Steuerung über Seite und Höhe.

Andreas hat ja schon einen sehr ausführlichen und interessanten Bericht über den Bau seines Jets F15 aus ausschließlich Depron geschrieben, der Bau des einmotorigen Hochdeckers ‚ANDY’ ist jedoch eine Kombination aus Depron und Balsa. Also bestimmt nichts für reine Depron-Leichtgewichtsliebhaber. Da ich für diesen ‚Depron-Versuch’ vorhandene Komponenten wie Motor (E-flite Park 400 mit knapp 60 g), Regler, Akku (1700 mAh, 150 g) und Servos benutzen wollte und ich nicht gerade zu den Leichtbauern gehöre, habe ich die Spannweite erst mal auf 100,5 cm erhöht.

Der Bau mit Depron gestaltet sich bekanntlich sehr einfach, zwei sehr scharfe Teppich- oder Bastelmesser mit unterschiedlicher Klingenbreite sind schon fast ausreichend als Trennwerkzeug. Für die Klebungen habe ich je nach Verklebungsart unterschiedliche Kleber verwendet: Uhu-Por als Kontakt-Kleber und für Flächenverleimungen Uhu Holzleim. Zusätzlich verwendete ich den Kleber ‚Tec7’, ein Hybrid Polymer, der in 310 ml Kartuschen geliefert wird. Einsatz für Flächen- oder auch Stoßverbindungen. Er härtet zu einem überstreichbaren Hartgummi aus. Ich habe diesen Kleber schon oft zur Reparatur von Multiplex-Schaumwaffeln benutzt (keine ‚harte Klebung’ wie bei Sekundenkleber), besonders auch dann, wenn mal ein Stück des Aeroplanes durch einen Crash fehlen sollte, denn man kann damit auch sehr gut modellieren.

Der Bau des Rumpfes birgt keine großen Schwierigkeiten. Die Seitenwände bestehen zum größten Teil aus 2 Schichten Depronplatten 6 mm. Die Spanten werden durch Aussparrungen in der Innenschicht fixiert.

  

Ich habe den Rumpf jedoch etwas modifiziert. Der Motorspant und die beiden tragflächentragenden Kabinen-Spanten sind nicht aus 2,5 mm Sperrholz, sondern aus 0,8 mm Aluminium. Dieses ist aus meiner Sicht eine gewichtsneutrale Alternativlösung, die ich auch schon bei anderen Modellen erfolgreich angewendet habe. Die Ruderservos werden über Kopf hinter der Kabine montiert, eine Luke in der Bodenbeplankung dient dem Einbau und späteren Service.

  


Für das Verkleben der Rumpfsegmente wurde Holzleim und Tec7 verwendet. Das Fahrwerkgestänge wurde nicht wie bauplanmäßig vorgesehen an den vorderen Kabinenspant angenäht und verklebt, sondern ich habe ein komplettes Multiplex-Fahrwerk von der MiniMag verwendet. Eine 0,8 mm Alu-Platte als Bodenbeplankung im Fahrwerkbereich dient als Kräfteaufnahme. Erleichterungslöcher in der Platte stellen gleichzeitig die Rumpfentlüftung sicher. Beim nächsten Mal würde ich die Multiplex-Aufnahmeplatte in der Rumpfstruktur versenken, es sieht dann doch etwas gefälliger aus. Auch hier wurde für die Verklebung Alu – Depron Tec7 verwendet. Es klebt wie Teufel.

  

Als Motor fand ein vorhandener E-flite Park 400 Verwendung, der wie schon erwähnt, an einem Alu-Spant befestigt wurde. Man kann mit dem Alu wunderbar arbeiten. Bohrungen und Erleichterungslöcher in den Spanten werden gebohrt oder mit einer Laubsäge gesägt.

  

Eine Besonderheit bei diesem Modell ist, dass der Rumpf, das Leitwerk und auch die Flächen mit normalem althergebrachten Japanpapier mit Hilfe von verdünntem Holzleim überzogen werden. Dafür wird das Depron mit feinem Nassschleifpapier (aber trocken) angeschliffen und mit Holzleim bestrichen. Dann wird das vorher angefeuchtete Bespannpapier aufgezogen. Die Depron-Fans unter uns bekommen dabei jetzt garantiert Zahnschmerzen – verständlich!

Dann wird das getrocknete Papier mit Parkettlack gehärtet und anschließend farbig gestaltet. Dieses geht natürlich ganz gehörig ins Gewicht. Wog die Fläche in Depron unbespannt 130 g, so nahm sie durch die Bespannung und folgende Lackierungen um 30 g auf 160 g zu. Also wirklich nichts für Leichtbauer. Aber die Oberfläche wurde dadurch alltagstauglicher und erhielt in etwa eine Balsa-Oberflächenhärte und kann somit schon mal eine härtere Landung ohne Beule überstehen. Bei Depron dagegen ist ja schon fast das Anhusten des Modells verboten. Hier an dem Leitwerk ist die Bespannung ganz gut zu erkennen.

  

Die Motor- und Kabinenhaube wurde nach Vorschlag des Bauplanes in Depron-Schichtbauweise erstellt. Die drei Bilder zeigen verschiedenen Baustadien.

   

Leider läßt es sich nicht vermeiden, daß die Schichtbauweise auch nach Fertigstellung der Haube doch noch immer sichtbar bleibt. Die Materialhärten von Depron und Kleber sind einfach zu unterschiedlich, so dass auch das Feinschleifen nicht den erwünschten Erfolg bringt. In Bauberichten in verschiedenen Internet-Foren habe ich nachträglich über gleiche Erfahrungen gelesen. Dort wird empfohlen mit einem Klotz aus Styrodur als Rohling zu arbeiten. Das werde ich beim nächsten Mal probieren. Dieses gilt auch für die Herstellung von Formen für Tiefziehteile.

Die beiden nächsten Bilder zeigen den ‚Rudermaschinenraum’ und die Ruderflächenanlenkung im Rohbau. Für die Servohalterungen und auch für die Ruderhörner habe ich wieder 0,8 mm Alublech verwendet, wobei die letzteren mit einem Flansch versehen sind, um genügend Krafteinleitungsfläche in das Depron herzustellen. Für das Einkleben benutzte ich wieder ‚Tec7’. Die Ruderhörner erhielten später noch mehr Bohrungen, um die Ruderausschläge besser einstellen zu können.

  

Der Flächenbau erfolgte, abgesehen von der Spannweitenvergrößerung, nach Bauplan.
Die Fläche ist einteilig, hat ein gerades Mittelstück, an das die v-förmigen Flächen angebaut werden. Der Hauptholm, die Nasenleiste und die innenliegende Endleiste sind aus Balsa. Die Rippen und die Beplankung bestehen aus 6 bzw. 3 mm Depron. Auch diese Bauweise ist nicht der absolute Leichtbauhit, aber wieder sehr ‚alltagstauglich’. Der Aufbau der Fläche findet auf der unteren Beplankung statt. Mit dem Aufziehen der oberen Beplankung wird die Fläche geschlossen. Auch hier ist wie bei der Balsa-Rippenbauweise beim Zusammenbau die Form der Fläche zu fixieren, bzw. zu kontrollieren. Nach dem Leimen ist keine Korrektur mehr möglich, bei der Rippenfläche kann man ja immer noch beim Bespannen und Bügeln leichte Korrekturen vornehmen.
Danach wird die bis dahin eckige Balsa-Nasenleiste und die Randbogenkonstruktion verschliffen.

   
   

Die im Bild gezeigte Radbogenkonstruktion habe ich während des Baus geändert. Ich habe dann erst die obere Beplankung aufgezogen und zuletzt das schräge Segment der unteren Beplankung eingepasst. Das ist nach meiner Erfahrung doch sinnvoller und eleganter.

Die folgenden vier Bilder zeigen das Endprodukt, ein bisschen ‚Semi-Scale’ darf natürlich nicht fehlen, es juckt doch immer wieder in den Fingern.

  

Der Erstflug hat auch bereits im November statt gefunden. Unter Assistenz von Reinhard, unserem fleißigen Webmaster, der ihn im Handstart in die Luft beförderte, stieg der kleine Hochdecker in einem schönen Steigflug in den ruhigen Nachmittagshimmel hinauf. Die ersten vorsichtigen Ruderausschläge nahm er willig an. Die Maschine flog sehr ruhig, das Mehrgewicht machte ihr nicht zu schaffen, die Geschwindigkeit war ‚hochdeckerlike’ nicht zu schnell und so zog sie ruhig über uns ihre Kreise. Die Landung mit dem Multiplex-MiniMag-Fahrwerk war auf der herbstlich kurzen Grasnarbe unseres Flugplatzes kein Problem.

Fazit aus dem Versuch:
Es hat sich gelohnt. Der ANDY ist ein gemütlicher Hochdecker, der auch gut anfängertauglich sein müsste. Eine weitere Maschine im Bestand meiner ‚Oakwood-Airlines’.
Der Motor ist ein AL E-flite Park 400, 28 mm Durchmesser, Dauerstrom 7 A, 740 U/V.
Mit einer vorhandenen Graupner 9x6 Klapp-Luftschraube zieht der Motor gemessen knapp 5 Ampere im Stand.
Das Fertiggewicht liegt bei 510 g, das Abfluggewicht beträgt mit einem großen 1700 mAh 3s-Lipo 660 g. Wie gesagt, der Akku ist ein bisschen schwer, er stammt aus meiner MiniMag und könnte etwas reduziert werden.
Die Bauweise, speziell die der Fläche, ist absolut nicht ‚depron-typisch’. Es ist bestimmt aber eine kostengünstige Bauweise im Vergleich zur reinen Balsa-Bauweise. Und es hat Spaß gemacht ein für mich neues Material und eine neue Bauart auszuprobieren. Ich werde Depron bestimmt teilweise bei anderen zukünftigen Selbstbauten verwenden.

Christoph

 

 

Christoph

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